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Hören lernen
Der Künstler Max Neuhaus stand am Donnerstag dem 30.August im Martinussaal Rede und Antwort.
Seit Wochen kann man den 68 jährigen Texaner mit dem Hut auf dem Dorfanger beobachten, wie er mit dem Laptop bewaffnet die alltäglichen Klänge des Lebens auf sich wirken lässt und mit den aufgenommenen Geräuschen experimentiert.
Sein Ziel ist es einen Ton zu mischen, der den Puls der Zeit widerspiegelt.
Dieser Ton soll unmerklich anschwellen und abrupt abbrechen.
Vergleichbar mit dem Rauschen einer Klimaanlage, die urplötzlich den Dienst versagt.
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Dieser Augenblick der vermeintlichen Stille soll bei dem Betrachter, besser dem Hörer, eine individuelle ästhetische Erfahrung bewirken.
Dieser Moment, so Max Neuhaus, wird bei jeder Person und zu jedem Zeitpunkt die unterschiedlichsten Emotionen freisetzen. Er ist sich bewusst, dass vielen die Veränderung gar nicht auffällt, besonders wenn man mit anderen Dingen beschäftigt ist oder Gedanken nachhängt. Aber irgendwann erlebt jeder diesen Augenblick auf seine Weise. Max Neuhaus betonte, dass er als Klangkünstler, genauso wenig wie als bildender Künstler, dem Betrachter eine Art Gebrauchsanweisung mit auf den Weg geben will.
Zeit genug bleibt.
Diese Klanginstallation ist eine Dauereinrichtung.
Wenn der Ministerpräsident Jürgen Rüttgers am 16.September 11.30 Uhr die Einweihung vollzogen hat ist uns dieses Klangerlebnis zwölfmal am Tag vergönnt.
Der Zeitpunkt richtet sich nach der hebräischen Zeitrechnung. Eine Stunde ist nicht eine Stunde, sondern ein Zwölftel der Zeit zwischen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang.
Damit ist auch der Bogen zu dem Kunstprojekt „Synagoge Stommeln“ gespannt, dass im Jahr 1991 ins Leben gerufen wurde.
Es gab natürlich auch kritische Stimmen. Anwohner beklagten sich über die Lärmbelästigung und einer gab zu bedenken, dass es sich hier um ein Kunstwerk handelt, dem man sich nicht entziehen kann.
Der Bürgermeister Kral August Morrisse schwärmte von der weltweiten Einzigartigkeit dieses Klangs.
Pfarrer Walter Schmikler regte an, sich auf dieses Werk einzulassen und einmal nur zu hören. Wir sollten hören lernen.
Als Kunstbanause bemühe ich mich in dieser Sache nicht zu werten.
Mich beeindruckte, dass eigens zu diesem Abend ein Kunstkritiker aus der Schweiz angereist ist und dass es Leute gibt, die zum Kunsthaus in Graz pilgern um dort den Klängen einer vergleichbaren Installation von Max Neuhaus zu lauschen.
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